Welchen Herausforderungen ist SEKISUI in mehr als fünf Jahrzehnten Geschäftstätigkeit in Europa begegnet?

Der Transfer von Wissen und Technologie in die internationalen Märkte war eine anspruchsvolle Aufgabe und ist es bis heute. Das schließt notwendige Produktionsanpassungen an die Bedürfnisse von lokalen Märkten und an gesetzliche Bestimmungen ebenso ein wie das Überwinden von sprachlichen und kulturellen Barrieren. Dank unserer Präsenz und Infrastruktur heutzutage in Europa ist dies ein deutlich geringeres Problem als früher. Für viele Produkte konnten wir diese Schwierigkeiten bereits überwinden.

Wie konnte SEKISUI seine Erfolgsgeschichte innerhalb des europäischen Marktes zuletzt ausbauen?

Es gibt viele erfolgreiche Geschichten zu erzählen. Mit zehn Firmen und mehr als 1.000 Mitarbeitern in ganz Europa ist SEKISUI stärker als je zuvor. Unsere PVOH-produzierende Gesellschaft Sekisui Specialty Chemicals (SSC) mit einer Produktionsstätte in Tarragona, Spanien ist ein gutes Beispiel für einen unserer wertvollen Zukäufe. SSC ist zu einem unentbehrlichen Teil unserer Lieferkette für die Produktion von S-Lec Verbundfolien geworden, einem unserer Hauptprodukte für die Automobilindustrie. Zudem haben wir eines unserer jüngsten Investitionen, eine Schaumstoffproduktion in Deutschland, in die SEKISUI Alveo Gruppe vollständig integriert und damit unsere technische Expertise und unser Produktangebot erweitert. Und nicht zuletzt freuen wir uns über die Übernahme von drei Unternehmen, die Produkte auf dem Gebiet der medizinischen Diagnostik herstellen. Dies ist ein starker Markt, der in Zukunft immer wichtiger wird.

Welche Herausforderungen gibt es speziell für die Aktivitäten von SEKISUI in Europa?

Die Unabhängigkeit unserer europäischen Firmen in ihren täglichen Geschäftstätigkeiten ist für uns sehr wichtig. Diese ergibt sich aus der Vielfalt an Technologien und Produkten, die in Europa hergestellt werden. Neben ihrer Unabhängigkeit und den verschiedenen Branchen glauben wir jedoch, dass es ungenutzte Potenziale für Synergien und Kooperationen auf verschiedenen Ebenen dieser Unternehmen gibt. Den größtmöglichen Nutzen aus diesen nicht ausgeschöpften Potenzialen zu ziehen ist eine Herausforderung, an der wir derzeit arbeiten.

Was sind Ihre nächsten Schritte im Bezug auf dieses Ziel?

Zunächst werden wir uns auf die Zentralfunktionen und administrativen Aufgaben für jedes unserer Unternehmen in Europa konzentrieren. Wir werden versuchen, Leitlinien zu standardisieren und dadurch Prozesse in Einklang zu bringen. Sobald wir diese neuen Werkzeuge und Methoden eingeführt haben, wird die Kommunikation unter unseren europäischen Gesellschaften, aber auch zwischen unserem Hauptsitz in Japan und Europa, viel besser laufen. Die kontinentalen Hauptsitze, wie SEBV, sind für diese notwendigen Prozesse verantwortlich.

Wie hat sich SEKISUI diesen Herausforderungen mit seinen lokalen Niederlassungen bis jetzt angenähert?

Wir haben SEBV 1988 in Roermond in den Niederlanden gegründet, um alle europäischen Niederlassungen mit einer zentralen Anlaufstelle zu unterstützen. Um noch einen Schritt weiter zu gehen als das Angebot einer reinen Unterstützung haben die Geschäftsführer im Jahr 2010 einen neuen Kurs bezüglich ihrer Zusammenarbeit vereinbart. Als gemeinsamer Nenner unter allen Unternehmen für die strategische Partnerschaft sind die soziale Unternehmensverantwortung (CSR = Corporate Social Responsibility) und der Markenaufbau von SEKISUI identifiziert worden. Darüber hinaus war dies der Bereich mit dem offensichtlich größten Potenzial für eine Zusammenarbeit. Um die lokalen Gesellschaften darüber hinaus individuell und effizient zu unterstützen, wurde 2015 ein KAIZEN Manager, eine Personal- und Marketingfunktion zu der bereits etablierten Finanz- und Controlling-Funktion in Europa eingerichtet. Dadurch konnten wir unsere Methoden zur Identifizierung individueller Bedürfnisse unserer Firmen, das Verständnis und das Lösen von spezifischen Problemen verbessern.

Was sind – aus ökonomischer Sicht – die Hauptziele von SEKISUI’s europäischen Niederlassungen im Jahr 2016?

Unser Umsatzziel für 2016 in Europa liegt bei 520 Millionen EUR, mit einem Betriebsergebnis von 64 Millionen EUR. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir acht Geschäftsfelder identifiziert, auf die wir uns fokussieren und die wir ausbauen wollen. Wir bezeichnen diese als Growing 8. In Europa decken wir drei dieser Felder ab: Umweltfreundliche Materialien für den Transport, Materialien für mobile Geräte und Diagnostiksysteme. Konventionelle sowie strategische Investitionen sind in der Zukunft auf diesen Gebieten sehr wahrscheinlich.

Was sind die zugrunde liegenden Geschäftsprinzipien dahinter?

SEKISUI Unternehmen verfolgen weltweit drei verschiedene Hauptstrategien: Change steht im Zusammenhang mit dem Kerngeschäft von SEKISUI und zielt auf die kontinuierliche Weiterentwicklung und Spezialisierung der Geschäftsmodelle und Produkte ab. Daneben gibt es Co-Creation, was bedeutet, neue Märkte und Bereiche durch interne und externe Kooperationen zu entwickeln. Außerdem Localization, eine beschleunigte Anpassung herausragender Geschäftsmodelle an die Anforderungen internationaler Märkte zusätzlich zu einer starken Expansion der bestehenden Geschäfte außerhalb Japans.

Welche Bedeutung haben die europäischen Niederlassungen – aus globaler Sicht – für SEKISUI?

SEKISUIs Geschäfte boomen im Heimatland, das Wachstumspotenzial auf dem japanischen Markt ist jedoch fast erschöpft. Deshalb sieht SEKISUI seine Zukunft außerhalb Japans und legt den Fokus auf die Erschließung internationaler Märkte. Dies geht mit hohen Erwartungen für SEKISUIs Wachstum in Europa einher.

Was betrachten Sie als die Kernaufgabe von SEBV?

SEBV will alle europäischen Gesellschaften von nebengeschäftlichen und zeitaufwendigen Arbeiten entlasten, um ihnen zu ermöglichen, sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. Darüber hinaus stellt SEBV Anleitungen zur Verfügung, stärkt administrative Aufgaben und unterstützt den operativen Geschäftsbetrieb und andere Aktivitäten, die positiven Einfluss auf das Unternehmenswachstum haben können. Zuletzt unterstützt SEBV die Leistungsfähigkeit durch verbesserte Kommunikation und Zusammenarbeit und bringt so seine Philosophie „Zusammen sind wir Eins“ voran.

Ihre europäischen Niederlassungen sind über mehrere Länder verteilt und werden unabhängig geführt, dennoch teilen alle die gemeinsamen Werte und Vision der SEKISUI Gruppe. Wie sichern Sie diesen einheitlichen Standard über zehn Unternehmen in sieben Ländern?

Unsere gemeinsame Strategie fördert die verbesserten Kommunikationsaktivitäten innerhalb jedes Unternehmens und unter den Unternehmen gleichermaßen. Als Teil dieses Prozesses ermöglichen wir unternehmensübergreifende Treffen auf mehreren Hierarchieebenen, um Informationen auszutauschen, Erfahrungen zu teilen und die Firmenpolitik und Richtung von SEKISUI zu vermitteln. Zusätzlich zu dem regelmäßigen Austausch der Geschäftsführer gibt es Personal- und Finanztreffen, Treffen der Betriebsleiter, Sicherheitskonferenzen und erst kürzlich unser erstes Treffen der Umweltmanager. Wir beabsichtigen diese Meeting- und Austauschkultur auf alle Bereiche auszuweiten, in denen wir Vorteile für unsere Unternehmen erwarten.

Inwiefern betrifft diese Austauschphilosophie Arbeitnehmer, die keine Führungsposition innehaben?

Seit drei Jahren bieten wir interkulturelle Kommunikationsworkshops für ein besseres Verständnis des japanischen Geschäftsverhaltens und der Kultur an. Außerdem gibt es gemeinsame Aktivitäten wie den Eco Summit 2015, wo Mitarbeiter mit ihren Familien zusammenkommen, unabhängig von ihrer Position. Zudem gibt es Überlegungen, ein europäisches Fußballturnier unter allen SEKISUI Unternehmen auszurichten, um mehr Gelegenheiten zu schaffen, einander kennenzulernen.

Welchen Einfluss hat die einheitliche Unternehmensvision innerhalb des Netzwerkes der europäischen Unternehmen auf das Wirtschaftswachstum von SEKISUI?

Durch das Standardisieren von Kommunikationspraktiken und das Befürworten eines geteilten Markenbewusstseins schaffen wir Synergieeffekte, die zu Kostenvorteilen führen können. Zusätzlich garantiert unser Konzept zur sozialen Unternehmensverantwortung (CSR = Corporate Social Responsibility) ein Arbeitsumfeld für Mitarbeiter von SEKISUI, welches im Einklang mit unseren ethischen Richtlinien steht. Dieses Konzept fördert zudem die verstärkten Anstrengungen, ökologisch nachhaltige Produkte zu produzieren und zu verkaufen. Umweltbewusstsein und CSR-Maßnahmen (CSR = Corporate Social Responsibility), die von einem externen Ausschuss geprüft werden, gewährleisten höherwertige Produkte und gelten zudem als Verkaufsargumente in heutigen Märkten. In Bezug auf ein gemeinsames Markenbewusstsein profitieren wir von unseren verstärkten Kommunikationsaktivitäten. Nicht zuletzt umfasst SEKISUIs gemeinsame Vision und Vernetzungsstrategie unzählige Vorteile für unsere Mitarbeiter. Zusätzliche Karrierechancen durch Informationsaustausch und Inhouse-Trainings in allen europäischen Einrichtungen bieten neue und spannende Perspektiven.