Interview mit Tom Hirayama: „In Europa arbeitet man, um zu leben – nicht umgekehrt.“

Als Expat in einem anderen Land leben und arbeiten – das ist Alltag zahlreicher SEKISUI Mitarbeiter. Möchten Sie wissen, wie es ist, in einem fremden Land zu arbeiten und die unterschiedlichen Welten von Europa und Japan zu erleben? Wir haben mit Tom Hirayama, momentan als Expat bei SEKISUI CHEMICAL GMBH tätig, gesprochen und mehr über sein Leben im Ausland erfahren.

Tomohiro (Tom) Hirayama (Marketing Manager, Automotive and Transportation Marketing Group) ist 31 Jahre alt und wurde 1988 in Gyōda geboren – eine japanische Stadt im Norden der Präfektur Saitama. Hier wuchs er zusammen mit seinem älteren Bruder bei seinen Eltern auf und ging auch hier zur Schule. Nach der Schule zog es ihn allerdings ins Ausland. Tom interessierte sich schon in seinen Teenage-Jahren für andere Länder und Kulturen und wünschte sich, mehr davon zu erleben. „Ich wollte andere Nationalitäten um mich haben und eine neue Umgebung erkunden“, erklärt er. Nach der Schule zog er nach Kalifornien (USA), um dort „International Relations: World Trade and Development“ zu studieren.

„Im Ausland zu leben und zu studieren, hat mich sehr geprägt! In meinen 18 Jahren in Japan habe ich weder auf Englisch noch mit irgendwelchen Menschen aus dem Ausland gesprochen. Die Sprachbarriere war daher das erste Hindernis, das ich in den USA überwinden musste. Es hat fast 13 Monate gebraucht, bis ich sicher im Englischen war“.

Heute kann Tom mit Europäern und Japanern gleichermaßen gut kommunizieren. „Meine Zeit im Ausland hat mir zwei wesentliche Dinge gebracht: Ich kann mich in zwei Sprachen ausdrücken – eine Kernkompetenz in einer globalen Gesellschaft. Und ich habe eine starke japanische Identität entwickelt. Da nicht alle Menschen nach Japan reisen können, sehe ich mich als Art Repräsentant des Landes.”

Nach seinem Abschluss an der Universität von Kalifornien zog es Tom 2011 wieder zurück nach Japan. Hier arbeitete er neun Monate als Englischlehrer – bevor er im April 2012 bei SEKISUI in Japan anfing. Im November 2018 kam er dann zu SEKISUI CHEMICAL GMBH mit Sitz in Düsseldorf, Deutschland.

Was genau sind Ihre Aufgaben?

Meine Aufgabe bei SEKISUI CHEMICAL GMBH besteht darin, durch die Vermarktung aktueller Produkte und Produktentwicklungen neue Geschäfte in der europäischen Automobilindustrie zu schaffen. Die europäischen Automobilhersteller sind weltweit führend auf dem Automobilmarkt. Sie implementieren neue Technologien in ihre Produkte – und andere folgen ihnen. Der Eintritt in den europäischen Markt hat für SEKISUI weltweit positive Auswirkungen.

2020 konzentriere ich mich beispielsweise auf Marketingaktivitäten rund um ein spezielles Kunststoffgehäuse mit Spritzgusstechnologien. Mit dem Markteintritt von Fahrzeugen mit einem fortschrittlichen Fahrassistenzsystem und elektronischen Motoren steigen die Anforderungen an EMI-Abschirmung (electromagnetic interference shielding = Abschirmung gegen elektromagnetische Störung) und leichte Materialien rapide.

Was mögen Sie an Ihrer Arbeit bei SEKISUI CHEMICAL GMBH?

In meinen Augen spielt die Firma eine zentrale Rolle beim Eintritt in den europäischen Markt. Ich mag es, dass hier jeder Schritt ein kleiner Erfolg ist und dass wir die Chance haben, den Verkauf und Profit mit zu beeinflussen.  Und wir arbeiten eng mit anderen Abteilungen innerhalb von SEKISUI zusammen – das ist ein weiterer Vorteil.

In wie weit unterscheiden sich die Geschäftswelten von Japan und Deutschland?

Als ich in Deutschland ankam, hatte ich zunächst große Probleme, mich richtig auszudrücken. Wenn Deutsche sprechen, sind ihre Worte und Emotionen sehr stark zu erkennen – ich kann förmlich sehen und hören, was sie gerade sprechen. Am Anfang war ich von dieser sehr starken und selbstbewussten Art etwas überwältigt. Mit der Zeit habe ich aber realisiert, dass man mit dieser direkten Art sehr gut umgehen und kommunizieren kann. Japaner neigen dazu, indirekt zu kommunizieren und halten ihre Emotionen zurück.

Ich erkenne außerdem einen Unterschied bezüglich des Wissensstands einzelner Mitarbeiter. Während die Japaner Generalisten sind, sind die meisten Deutschen Spezialisten. In Japan werden Berufsanfänger nicht nach ihren Studiengängen ausgewählt, sondern man arbeitet in vielen verschiedenen Positionen, mit unterschiedlichen Aufgaben und Projekten. Das ist in Deutschland anders. Soweit ich es mitbekommen habe, wählt man in Deutschland seinen Studiumsschwerpunkt und vertieft diesen später im Job, um in einem Bereich der Experte zu sein.

Dieser unterschiedliche Ansatz hat auch Auswirkung auf die Sichtweise des Jobs und der Zeit. Da in Japan die Aufgaben und Kenntnisse oft überlappen, kann man sich auf andere Kollegen verlassen, sollte man mal nicht da sein. In Deutschland scheinen die Aufgaben und Verantwortlichkeiten sehr viel strikter getrennt zu werden, so dass jeder Mitarbeiter das Maximale in seinem Bereich erreichen will und kann.

Und etwas anderes fällt mir auf: Die Work-Life Balance in Deutschland und Europa. Hier herrscht ein gesundes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben. Man arbeitet effizient und geht dann pünktlich nach Hause, um noch Zeit für Privates zu haben. Und man nimmt ausreichend Urlaub. Hier arbeitet man, um zu leben – nicht umgekehrt.

Eine Sache ist aber auch gleich: Sowohl japanische als auch deutsche Kollegen unterstützen sind gegenseitig und es wird keine Aufgabe liegen gelassen.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?

Ich stehe normalerweise gegen 08.00 Uhr morgens aus, verlasse das Haus um 08.30 und bin dann um 09.00 Uhr im Büro (da ich mit dem Auto fahre, hängt es etwas vom Verkehr ab). Ich bin kein Morgenmensch, aber um 09.00 Uhr zu starten, ist für mich gut 😊

Meine Tage sehen sehr unterschiedlich aus. Als Schnittstelle zwischen Japan und Europa mache ich viele Termine mit potenziellen Kunden. Hier stelle ich SEKISUI Produkte vor und schaue, was die Kunden brauchen. Währenddessen bin ich immer in Kontakt mit den japanischen und deutschen Kollegen – aber auch mit europäischen Kollegen, wie zum Beispiel dem neuen Team von SEKISUI POLYMATECH EUROPE.

Mittags spaziere ich häufig zu einem der Restaurants in der Nähe, um ein wenig frische Luft zu bekommen und etwas zu essen. Manchmal bringe ich mir aber auch etwas mit. Nach Feierabend gegen 18.00 erkunde ich dann gerne die vielen Essensoptionen, die Düsseldorf zu bieten hat. Es gibt ein paar tolle japanische Restaurants!

Wie gestalten Sie Ihre Freizeit?

Ich liebe es, Fotos zu machen und kurze Videos zu drehen. Außerdem lese ich gerne und spiele Ukulele, so oft ich kann. Und ich erkunde die anderen europäischen Länder zusammen mit meiner Frau.

Was nehmen Sie mit, wenn Sie in ein paar Jahren zurück nach Japan gehen?

Es gibt viele Dinge, die ich mitnehmen werden. Auf Business-Level werde ich sehr viel mehr darüber wissen, mit welchen Methoden man in neue Märkte eindringt und wie der europäische Markt funktioniert. Durch die globale Arbeit kann ich mich an die globalen Standards anpassen. Ich hoffe, dass sowohl meine Erfahrung als auch mein Wissen helfen, wenn SEKISUI sich langsam von einem traditionell japanischen Unternehmen zu einem globalen Unternehmen entwickelt.

Wenn ich zurück gehe (ich hoffe, mindestens fünf Jahre bleiben zu können), habe ich viel über den europäischen Arbeitsstil gelernt. Ich mag den Ansatz, das Maximum an Output herauszuholen, ohne dabei zu gestresst zu sein und noch genug Zeit für sich selbst zu haben.

Auf privater Ebene hoffe ich, dass ich dreisprachig nach Japan zurückkehre: Japanisch, Englisch und Deutsch.

 

Vielen Dank für die ehrlichen Antworten, Tom! Wir wünschen dir eine erfolgreiche Zeit in Deutschland und Europa.

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