Hochleistungs-Bahntechnologie in Lille: FFU-Kunstholz-Bahnschwellen

Die Weichen der U-Bahn-Linie in Lille, Frankreich, wurden 2016 mit FFU® Kunstholz saniert. Dies war der zweite erfolgreiche Einbau von FFU-Kunstholz-Bahnschwellen in Frankreich. Bereits 2015 wurden zwei Weichen in Toulouse erneuert.

Die Weichenschwellen der U-Bahn-Gleisanlagen in Lille (Linie 2) bestanden aus Bahnschwellen aus Azobé; dies ist eine besonders schwere und harte Holzart. Die Weichen wurden vor 30 Jahren installiert. Im Laufe der Zeit sind die Holzschwellen jedoch zunehmend zerfallen. Aufgrund der fortschreitenden Zersetzung wurden Gutachten eingeholt, welche ergaben, dass ein Pilz für den Rotteprozess verantwortlich ist. Im Anschluss hat Keolis Lille, ein privater Anbieter im Schienenpersonennahverkehr, ein Projekt zur Erneuerung von zwei Weichen gestartet. Hierbei kamen die FFU-Kunstholz-Bahnschwellen von SEKISUI zum Einsatz.

Diese Kunstholz-Bahnschwellen entsprechen allen Anforderungen des Herstellers an die Sicherheitseigenschaften und können vor Ort präzise zugeschnitten werden. Dadurch wird der Einbau von Gleisausrüstungen, die unterschiedliche geometrische Beschränkungen aufweisen, sichergestellt. Die lange Haltbarkeit, das exzellente, elastische Materialverhalten und die hohe chemische Beständigkeit des FFU® Kunstholz sind ausschlaggebend für dessen bevorzugte Verwendung in Weichensystemen; diese sind besonders wichtig für den Betrieb von Bahnen.

Geschichte und Einsatzgebiete

FFU (faserverstärkter Urethanschaum) ist ein Kunstholz, das zu Eisenbahnschwellen verarbeitet wird. Es wurde von SEKISUI Chemical Co., Ltd. in Zusammenarbeit mit der japanischen Eisenbahn im Jahr 1978 auf den Weg gebracht. Der Ausgangspunkt dieses Produkts, das aus langlebigen, haltbaren und beständigen Kunststoffen gefertigt wird, bestand darin, ein hochleistungsfähiges und störungsfreies Schienennetz zu gewährleisten. 1980 fand FFU erstmals in zwei Projekten Verwendung. Zum einen kam FFU in einem Feldversuch in der Stützkonstruktion einer Brücke zum Einsatz. Zum anderen wurde es in einem Tunnel installiert, der von Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszügen passiert wird. Seit 1985 sind FFU-Bahnschwellen der Standard bei der japanischen Eisenbahn. In Europa wurde FFU erstmalig in 2004 im Zuge eines Projekts in Österreich eingesetzt. Seitdem werden in Europa die Kunstholz-Bahnschwellen regelmäßig in Brücken und Weichen verbaut. Zurzeit sind weltweit über 1.400 km Schienennetz mit FFU-Kunstholz-Bahnschwellen ausgerüstet. Der internationale Standard ISO 12856-1 für Bahnschwellen aus Kunststoff trat im März 2014 in Kraft.

Hochleistungstechnologie

FFU® Kunstholz ist die optimale Symbiose zwischen Holz und Kunststoff, da es die Vorteile der beiden Materialien miteinander kombiniert. Endlose Glasfasern und Polyurethan werden zu einem hochqualitativen und langlebigen Material verbunden. Das Kunstholz besitzt dieselbe Nutzungsdauer wie hochwertige Kunststoffe. Dabei wiegt es so viel wie Naturholz und kann genauso bearbeitet werden. Die Idee war die, ein synthetisches Material zu entwickeln, welches die gleichen Eigenschaften wie Naturholz besitzt, aber über eine längere Nutzungsdauer sowie Witterungsbeständigkeit verfügt. FFU® Kunstholz wird durch die Verdichtung von einzelnen Glasfasersträngen mit Polyurethanschaum in einer Hochdrucksextraktionspresse hergestellt. Um eine Wasseraufnahme zu verhindern, besitzt das Kunstholz eine geschlossene Zellstruktur. Ferner muss es nicht mit umweltschädlichen Chemikalien imprägniert werden und ist trotzdem resistent gegen chemische Verunreinigungen. Die Langlebigkeit des Kunstholzes ist deutlich höher als die von Naturholz. Die zu erwartende Nutzungsdauer von Bahnschwellen, die aus FFU® Kunstholz gefertigt werden, liegt bei über 50 Jahren.

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